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1. Sitzung des Kreisausschusses

des Landkreises Schwandorf, Wahlperiode 2008/2014
Montag, 13. Oktober 2014, 14 Uhr, Sitzungssaal des Landratsamtes Schwandorf

Tagesordnungspunkt 2 - Betreuung für dezentral untergebrachte Asylbewerber

Frau Dürr, Lernende Region Schwandorf e. V., teilt mit, sie sei seit Anfang des Jahres als Projektleiterin für das Projekt „Sprachpaten für Asylbewerber“ bei der Lernenden Region Schwandorf e. V. tätig und informiert anhand des vorliegenden Berichts über die bisherigen Erfahrungen (Vorlagebericht des Sachgebiets 2.0 vom 29.09.2014 einschließlich zwei Anlagen liegt den Ausschussmitgliedern vor).

Aufgaben der Projektleiterin seien u. a.  die Akquise von ehrenamtlichen Kräften, die Funktion als Bindeglied zwischen Landratsamt, Ehrenamtlichen und Asylbewerbern, die Koordination der ersten Treffen zwischen Ehrenamtlichen und Asylbewerbern und die Funktion als Ansprechpartnerin für die Ehrenamtlichen bei auftretenden Problemen und Fragen. Außerdem würden Schulungen und Workshops für die Sprachpaten durchgeführt. Seit Anfang September werde ein ehrenamtlicher Deutschkurs  für Asylbewerber in den Räumen der Volkshochschule Schwandorf  angeboten.

Die Aufgaben der Sprachpaten seien sehr vielschichtig. Einerseits würde Hilfestellung zum Erlernen der deutschen Sprache geleistet, andererseits aber darüber hinaus unterschiedlichste Unterstützung zur Bewältigung des Alltags der Asylbewerber angeboten. Gerade diese Hilfen, wie z. B. Vereinbarung von Arztterminen, Begleitung zum Arzt, zu Ämtern oder zum Einkaufen, Umgang mit Geld, Beschaffung notwendiger Gegenstände usw. würden sehr gerne angenommen. Für die Asylbewerber seien Grundinformationen über die örtliche Gemeinde äußert hilfreich. Da die Sprachpaten meist aus dem örtlichen Umfeld stammen würden, könne hier einen wesentlichen Beitrag  zur Orientierungshilfe geleistet werden. Sehr wichtig für die Akzeptanz der Asylbewerber und ein friedliches Zusammenleben mit der einheimischen Bevölkerung seien auch Hinweise über die Gepflogenheiten des Zusammenlebens und der Kultur in Deutschland. Im besten Falle entstehe daraus ein interkultureller Dialog, der eine Bereicherung für alle Beteiligten sei.

Aktuell würden 22 dezentral untergebrachte Familien in Bodenwöhr, Burglengenfeld, Neunburg v. Wald, Oberviechtach, Pfreimd, Schwandorf, Schwarzenfeld, Teublitz und Wackersdorf betreut.

Der Vorsitzende Landrat Ebeling bedankt sich bei Frau Dürr und betont, die Arbeit der Sprachpaten werde von den Asylbewerbern sehr geschätzt und bilde eine wertvolle Unterstützung.

KRin Deml, CSU, spricht Frau Dürr ebenfalls ihren Dank aus und würdigt die Arbeit und das Engagement der Ehrenamtlichen. Aufgrund der vielfältigen Probleme der Asylsuchenden stelle sich aber die Frage, ob diese ehrenamtlichen Dienste ausreichend seien. Sie erinnert dazu an die Sitzung des Kreisausschusses am 07.04.2014, in der diese Frage bereits angesprochen worden sei.

Frau Dürr führt aus, die Sprachpaten könnten keinesfalls eine professionelle Sozialberatung ersetzen. Dennoch schätze sie die von den Ehrenamtlichen geleistete Arbeit als genauso wertvoll ein, da hier die Asylsuchenden im gesamten Alltagsleben an die Hand genommen würden. Professionelle Sozialberatung sei völlig anders gelagert.

Die Verwaltung ergänzt, die Betreuung durch die ehrenamtlichen Kräfte sei mit der  Asylsozialberatung nicht vergleichbar und könne diese auch nicht ersetzen. Bei den Sprachpaten handle es sich um ein zusätzliches Angebot, dass sehr hilfreich sei. Der Landkreis sei durchaus bemüht auch für dezentral untergebrachten Asylbewerber eine professionelle Sozialberatung zu ermöglichen. Aus diesem Grund habe man bei der Caritas angefragt, ob diese auch für die dezentral untergebrachten Asylbewerber die Sozialberatung übernehmen würde. Seitens der Caritas sei nun vorgeschlagen worden, diese Asylsozialberatung auf mehrere Schultern zu verteilen. Daraufhin sei diesbezüglich mit mehreren Verbänden Kontakt aufgenommen worden. Aus den bisherigen Äußerungen gehe deren grundsätzliche Bereitschaft hervor, wobei finanzielle Aspekte zu berücksichtigen seien. Die Verbände hätten mitgeteilt, zunächst untereinander darüber beraten zu wollen und ihre Rückmeldung für Ende Oktober/Anfang November angekündigt. Bei Einsatz von landkreiseigenem Personal sei mit Personalkosten von mindestens 50.000,00 € zu rechnen.

Auf Nachfrage von KR Neumeier, JW und KRin Schlögl, FWG, wie die Sprachbarriere überwunden werde und die Kommunikation mit den Asylbewerbern gelinge, teilt Frau Dürr mit, manchmal in Englisch, häufig jedoch mit „Händen und Füßen“. Als besonders hilfreich hätten sich Bücher und interessanterweise Memory-Spiele erwiesen. Es würden aber auch Übersetzungsprogramme genutzt. Die Sprachpaten selbst seien deutschsprachig und würden auch die deutsche Sprache vermitteln.

KRin Thanheiser, SPD, würdigt ebenfalls die Leistung der Ehrenamtlichen. Sie fragt nach der Zahl der eingesetzten Sprachpaten und ob der erwähnte Deutschkurs nur an der Volkshochschule Schwandorf angeboten werde.

Frau Dürr informiert, derzeit seien 27 Sprachpaten aktiv, die sich jeweils meist um eine ganze Familie kümmern würden. Der Sprachkurs finde aktuell nur in Schwandorf statt. Allerdings versuche sie, dies auch an anderen Standorten zu ermöglichen.

KR Bley, SPD, weist auf die Mitgliederversammlung der Volkshochschulen im Landkreis Schwandorf hin, in der das Thema Sprachkuse für Ausländer diskutiert worden sei. Ansprechpartner sei Herr Narnhammer in Neunburg v. Wald. Er bittet Frau Dürr ggf. mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Der Vorsitzende Landrat Ebeling spricht abschließend von einer sehr sinnvollen  Ergänzung des hauptamtlichen Angebots und verweist auf den Beschlussvorschlag der Verwaltung.

Der Kreisausschuss nimmt vom Sachverhalt Kenntnis. Die Betreuung der dezentral untergebrachten Asylbewerber unter Koordinierung der Lernenden Region wird bis zum 31.12.2015 weitergeführt. Die Lernende Region erhält hierfür einen Personalkostenzuschuss in Höhe von 400 € monatlich. Fahrtkosten werden gesondert abgerechnet.