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 Lebensraum Moor

Moor ist nicht gleich Moor  -  Wie entstehen Moore?  -  Welche Bedeutung hat ein Moor?  - 
Torfstich  -  Lebensraum Zwischenmoor/Hochmoor  -  Prackendorfer Moos  - 
Lebensraum Birken-Moorwald  -  Lebensraum Erlenbuchwald  - Lebensraum Streuwiese 

Auf einem ca. 3 km langen Rundweg kann man das Moorgebiet erleben. Das als NSG (seit 1987) geschützte und als FFH-Gebiet ausgewiesene Moor südlich von Kulz hat eine Fläche von gut 80 ha. Hier leben zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen, darunter viele gefährdete Arten der Roten Listen. Viele Bewohner des Moores kommen im weiten Umkreis nur hier vor!

Moor ist nicht gleich Moor
Seit dem Ende der letzten Eiszeit vor ca. 10 000 Jahren sind Moore überall dort entstanden, wo die Zersetzung abgestorbener Pflanzenteile aus Mangel an Sauerstoff stark gehemmt war. Im Gegensatz zu anderen Lebensräumen erzeugen Moore dadurch mehr Biomasse als abgebaut wird. Sichtbar wird diese "Überproduktion" an immer mächtigeren Torfschichten, verbunden mit einer teilweisen Aufwölbung des Moorkörpers.

Charakteristisch für Moore sind extreme Standortverhältnisse:
- dauernde Vernässung der Bodenschichten bei gleichzeitigem Luftmangel
- saures Bodenwasser (niedriger pH-Wert) und niedrige Bodentemperaturen

- Nährstoffarmut und starke Temperaturdifferenzen.
Nur speziell angepasste Lebensgemeinschaften aus robusten Spezialisten können unter diesen harten Bedingungen überdauern.

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Wie entstehen Moore?
Ein großer Teil unserer heimischen Moore ist aus Verlandung von Seen oder durch Versumpfung (wie das Prackendorfer und Kulzer Moos in einer fast abflusslosen Senke mit wasserundurchlässigen Schichten im Untergrund) entstanden. Bis hin zum Moor vergehen dabei bis zu mehrere tausend Jahre.

Erstes Zwischenstadium auf diesem Weg ist die Bildung eines Flach- oder Niedermoores. Ausgedehnte Schilfbereiche sowie Seggen, Binsen und krautige Pflanzen dominieren. Die Nährstoffversorgung ist noch gut, das Pflanzenwachstum und die Artenvielfalt üppig.

In den ständig durchfeuchteten Beständen breiten sich nach und nach Torfmoose aus. Unter Luftabschluss entstehen ausgeprägte Torfschichten. Nur tief wurzelnde Pflanzen haben noch Kontakt zum Grundwasser. Ein sogenanntes Zwischenmoor ist entstanden, Nährstoffgehalt und pH-Wert sinken rapide.

Mit dem weiteren, uhrglasförmigen Emporwachsen der Mooroberfläche wird die Verbindung zum Grundwasser schließlich vollständig unterbrochen. Die Wasserversorgung erfolgt fortan nur noch durch das fast nährstofffreie Regenwasser. Nur ganz wenige Spezialisten können in solchen Hochmooren überleben.

Abhängig vom Nährstoff- und Wassergehalt des Bodens sowie seiner nutzungsbedingten Vergangenheit findet man ganz unterschiedliche Vegetationsformen. Offene Bereiche mit wassergefüllten Vertiefungen und herausspitzenden Torfmoospolstern wechseln sich ab mit dichten Moorwäldern, bunte Wiesenflächen werden abgelöst von artenreichen Magerrasen oder Staudenfluren.

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Welche Bedeutung hat ein Moor?
Moorlandschaften gehören heute zu den seltensten und wertvollsten Landschaftselementen. Sie erfüllen zahlreiche Funktionen im Naturhaushalt und haben auch für die Erforschung der Erdgeschichte große Bedeutung. Insbesondere zeichnen sich Moore aus als
- Wasserspeicher
- Lebensraum hochangepasster Tier- und Pflanzenarten
- kleinklimatische Ausgleichsflächen

- Brennstofflieferant
- wertvolle Zeugen der Vergangenheit

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Torfstich

Torfnutzung hat Tradition

Seit ca. 4.000 Jahren unterliegen Moorflächen in Mitteleuropa einer mehr oder minder intensiven Nutzung. Bereits seit Beginn der Bronzezeit erfolgte Brenntorfgewinnung. Luftgetrocknete, ziegelförmige Torfstücke bildeten eine Grundvoraussetzung für die Kupfer- und Zinnschmelze zur Bronzeherstellung.


Die Torfnutzung in großem Umfang setzte sich aber erst mit der Holzverknappung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch, bis sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Kohlefeuerung allmählich abgelöst wurde.


Im Prackendorfer und Kulzer Moos reicht die Torfgewinnung mindestens bis Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Bereits 1868 wurde die durchschnittlich 3-4 m mächtige Torfdecke auf einer Fläche von ca. 198 Tagwerk (66 ha) genutzt, vorzugsweise in den Monaten Mai bis Juli. Im August erfolgte mit Ochsenkarren der Abtransport. Hierzu wurden jene Wege benutzt, die heute als Lehrpfad dienen. In manchen Jahren haben bis zu 200 Menschen im Moor gearbeitet.


Die heute verfallene Ziegelei am Nordrand des Kulzer Mooses nahm ihren Betrieb etwa um 1900 auf. Bei der Ziegelherstellung wurde auch Brenntorf aus dem Moor gefeuert. Nach dem 2. Weltkrieg musste sie wegen Unrentabilität aufgegeben werden. Anfang der 60er Jahre endete schließlich auch die Torfnutzung im Gebiet.

 

Torfstechen war Knochenarbeit
Dem Handtorfstich ging eine weitläufige Entwässerung des Gebietes durch ein verzweigtes Grabensystem voran. Zunächst musste die nicht nutzbare, stark durchwurzelte Deckschicht abgehoben werden. Sie fand als „Bunkerde“ zur Verfüllung bereits ausgebeuteter Torfstiche Verwendung. Jetzt erst konnte der anstehende Torf gestochen bzw. bei zu flüssiger Form in Holzrahmen „gemodelt“ werden (rechts). Die Abtorfung vorher geräumter, durch Zwischendämme abgetrennter Flächen erfolgte immer Richtung Erschließungsweg, in dessen Nähe sich Lagerplatz und Torfdarre befanden.

Zum Trocknen der Torfziegel wurden diese zu Stapeln aufgestockt, wobei sich jeweils nur die Enden berührten, um eine möglichst effiziente Durchlüftung zu gewährleisten. Gelegentlich war auch ein Umschichten (Ringeln) notwendig.

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Lebensraum Zwischenmoor / Hochmoor

Torfmoose - ein Winzling als Baumeister

Als Hauptbestandteil von Zwischen- und Hochmooren ist das Torfmoos (Sphagnum, rechts) hervorragend an die extremen Bedingungen dieser Standorte angepasst. Vor allem drei Eigenschaften verschaffen dem hochspezialisierten Winzling, von dem es in Deutschland mehr als 30 unterschiedliche Vertreter gibt, Konkurrenzvorteile:


- Torfmoose nehmen selbst geringste Mengen Nährsalze auf und geben im Gegenzug Wasserstoffionen an die Umgebung ab, die für die zunehmend saure und damit für andere Pflanzen immer lebensfeindlichere Reaktion des Wassers verantwortlich sind. Konkurrenten werden im Wuchs gehindert.

- Torfmoose wachsen mit ihrer schopfartigen Spross-Spitze praktisch grenzenlos und sterben an der Basis wegen Luftabschluss wieder ab. Der nur unvollständige Abbau der Pflanzenteile lässt immer mächtigere Torflager entstehen, die durch immer neue Torfmoosjahrgänge nach und nach zusammengepresst werden. Insgesamt beträgt das Höhenwachstum eines intakten Moores etwa 0,5 - 1,5 mm pro Jahr, d. h. 1 m Torf braucht zu seiner Entstehung etwa 1.000 Jahre.

- Torfmoose sind in der Lage, das 30-fache ihres Eigengewichts an Wasser zu speichern. Im Gegensatz zu höheren Pflanzen besitzen sie keine Saugwurzeln, sondern nehmen die Feuchtigkeit direkt mit ihren Blättern auf.

 

Nur Überlebenskünstler haben eine Chance
Wollen andere Pflanzen zwischen den Torfmoospolstern gedeihen, müssen sie zur Nährstoffbeschaffung spezielle Tricks anwenden. Eine besondere Perfektion hat dabei der Sonnentau (links) entwickelt. Das kleine Pflänzchen mit seinen unscheinbaren, weißen Blüten gehört zur Gruppe der fleischfressenden Pflanzen. Die Blätter tragen auf kleinen Stielchen zahlreiche klebrige Verdauungsdrüsen. Gerät ein Insekt in diese roten Klebefallen, wird es von den Drüsenhaaren umschlossen und fast vollständig verdaut. Auf diese Weise deckt der Sonnentau einen Teil seines Stickstoffbedarfs aus dem Eiweißgehalt der Beutetiere.

Mit seinen kleinen, länglichen Blättchen versteckt sich hier noch ein weiterer charakteristischer Vertreter der Zwischenmoore, die Moosbeere (unten links). Der kriechende Zwergstrauch gehört zur Familie der Heidekrautgewächse, die auf lokal trockeneren Stellen im Moor gedeihen. Die Moosbeere hat sich ebenfalls an die schwierigen Lebensbedingungen angepasst. Das Problem der Nährstoffarmut löst sie durch Zusammenleben der Wurzeln mit einem Pilz (sog. Mykorrhiza). Diese Symbiose ermöglicht ihr die effiziente Aufnahme der spärlichen Bodennährstoffe.

Im Frühjahr entzückt das Wollgras mit seinen weißen, nickenden Wollschöpfen. Wie viele Moorgräser und Seggen gehört es zur Familie der Sauergräser. Auch die Flatterbinse ist reichlich vertreten. Bunte Farbtupfer im Frühjahr und Frühsommer setzen vor allem Fieberklee und Moorveilchen, später auch das Sumpf-Blutauge (rechts).

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Prackendorfer Moos

Vielfalt auf kleinstem Raum
Im Prackendorfer Moos wurde erst relativ spät und wesentlich kleinflächiger Torf abgebaut, wobei die Höhe des Dammweges etwa der ehemaligen Geländeoberkante des Moores entspricht. Auf Grund der geringeren Eingriffe, auch hinsichtlich des Wasserhaushaltes, haben sich ausgedehnte zwischen- und hochmoorartige Bereiche erhalten. Wassergefüllte Vertiefungen (Schlenken) wechseln sich mit herausgehobenen Bulten ab. Besonders entlang des Hauptdammes befinden sich auch einige Moortümpel oder Mooraugen.
Charakteristisch für die offenen Wasserflächen ist der hochsommerliche Blütenflor des Südlichen Wasserschlauchs.
Noch interessanter als die hübsche Gelbfärbung ist seine ungewöhnliche Nahrungsbeschaffung. Wie der Sonnentau ist auch der Wasserschlauch auf eine zusätzliche Stickstoffversorgung angewiesen. Mit Hilfe kleiner Fangblasen an den Unterwasserblättern erbeutet er nach dem Unterdruckprinzip Wasserflöhe, Ruderfußkrebse und sonstiges Kleingetier. Verdauungssäfte ermöglichen eine effiziente Nährstoffaufnahme.

Die aus raschwüchsigen Torfmoosen aufgebauten Bulte können ebenfalls nur von Spezialisten besiedelt werden. Neben Moosbeere (links) und Besenheide finden sich hier vor allem Rosmarinheide, Scheidiges Wollgras (rechts) und Rauschbeere. Alle genannten Arten besitzen Schutzmechanismen gegen die auf den Bulten erhöhte Strahlungsintensität und zeitweise Trockenheit.

In den nassen Schlenken gedeiht neben flutenden Torfmoosen vor allem die Weiße Schnabelbinse und als Rarität der Mittlere Sonnentau. Im Gegensatz zu seinem rundblättrigen Artverwandten erträgt er auch eine Überflutung seiner Blattrosette.

 

Tiere im Moor

Das Prackendorfer Moos ist wegen seiner teilweise extremen Standortverhältnisse vergleichsweise arm an Tierarten.
Am ehesten wird man noch den geschickten Flug prächtig gefärbter Libellen bewundern können. Geschwindigkeit von bis zu 80 km/h sind keine Seltenheit. Mit etwas Glück wird Ihnen vielleicht sogar ein Paarungsrad (rechts) vorgeführt. Im Tier-reich ist diese Begattungsmethode einzigartig.

Schmetterlinge meiden hingegen blütenarme Moorflächen. Die wenigen hier vorkommenden Arten sind ausgesprochene Spezialisten. Zu ihnen gehört der Hochmoor-Perlmuttfalter, dessen Raupen als Futterpflanze auf die Moosbeere angewiesen sind.
Wegen des sauren Wassers sind Amphibien ebenfalls rar. Nur die etwas nährstoffreicheren Randzonen können besiedelt werden. Hier hat der vom Aussterben bedrohte Moorfrosch (rechts) sein zu Hause. Zur Paarungszeit im Frühjahr legen die Männer ein himmelblaues Hochzeitskleid an.

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Lebensraum Birken - Moorwald

Wie in vielen anderen Mooren hat der wirtschaftende Mensch auch im Prackendorfer Moos in der Vergangenheit seine Spuren hinterlassen. Durch Moorentwässerung wurde die biologische Zersetzung der organischen Torfsubstanz eingeleitet. Der zunehmend trockenere Boden konnte vermehrt von Gehölzen besiedelt werden.

Besonders im „Oberen Moos“ dominiert auf größerer Fläche ein Moorbirkenwald. Mit ihrer weiß-grauen Rinde gibt sich die Moorbirke dabei sofort zu erkennen. Sie ist eine der wenigen Baumarten, die auf nasskalten und sauren, nährstoffarmen Moorstandorten gedeihen können. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Sand- oder Hängebirke wachsen auch die jungen Zweige der meist knorrigen Moorbirke aufrecht, die behaarten Blätter haben eine mehr eiförmige und nicht so sehr eckige Form. Dank ihres ungeheuren Samenreichtums und spezieller Flugeinrichtungen vermag sich die Moorbirke auf feuchten, nicht mehr genutzten Standorten sehr schnell anzusiedeln. Im Laufe der Jahre kann sie geschlossene Wälder bilden, die Teilen nacheiszeitlicher Waldlandschaften ähneln. Gelegentlich sorgt dabei die Kiefer für etwas Auflockerung.

Nur an wenigen Stellen findet man hingegen Einzelexemplare der Spirke (rechts), einer aufrechten Form der Bergkiefer (Latsche), die sich in ihrer bundesweiten Verbreitung auf wenige süddeutsche Mittelgebirge und das Alpenvorland beschränkt. Erkennungsmerkmal ist vor allem ihr bis zu Krone dunkel gefärbter Stamm (Rinde der Kiefer rotbraun).

In der teilweise dichten Strauchschicht fallen im Herbst die schwarz-roten, schwach giftigen Früchte des Faulbaums (links) auf, der ebenso wie die Ohrweide nasse Füße liebt. Für Farbtupfer im Unterwuchs sorgen die leuchtend-gelben Blütensterne des Gilbweiderichs, während der Schachtelhalm als eine der ältesten bekannten Pflanzengattungen mehr durch seine urweltliche Form auffällt.

Das Zwitschern im Geäst verrät uns, dass im Moorbirkenwald auch einige Vögel ihr Zuhause haben, z. B. Zilpzalp, Grauspecht oder Buchfink. An lichteren Stellen finden sich auch Schmetterlinge wie der seltene Trauermantel ein.

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Lebensraum Erlenbuchwald

Auf Stelzen im Wasser

Im Erlenbruchwald (mittelhochdeutsch „bruoch“ = Sumpf) steht die namensgebende Schwarzerle (rechts) einen Großteil des Jahres unter Wasser. Quellwasser von den nahen Berghängen tritt an die Oberfläche und sorgt auf diese Weise für ständigen Feuchtigkeits- und Nährstoffnachschub. Der Säuregehalt des Wassers ist deutlich niedriger als beispielsweise im Zwischenmoorbereich. Dadurch wird das Gedeihen der Schwarzerle erst ermöglicht. Zudem sind Schwarzerlen in der Lage, mit Hilfe von Knöllchenbakterien im Wurzelbereich Luftstickstoff zu binden und damit weitere Standortverbesserung zu betreiben.
Der schlammige Oberboden (als „Bruchwaldtorf“ bezeichnet) wird durch das Herbstlaub der Schwarzerle erzeugt. Über das mittlere Niveau des Grundwasserspiegels kann er allerdings nicht emporwachsen, weil bei Luftzutritt rasch Zersetzungsvorgänge in Gang kommen.

Die früher übliche Niederwaldnutzung der wenigen Erlenbestände im NSG wird heute nicht mehr betrieben. In Abschnitten von etwa 15 - 30 Jahren wurden dabei Teilflächen „auf den Stock gesetzt“, d.h. die etwa armdicken Stämme wurden mit dem Beil abgeschlagen und als Brennholz verwendet. Mehrstämmige Bäume und einige Baumstümpfe an der Gehölzbasis geben noch heute Zeugnis von dieser ehemaligen Nutzungsform. Zwischen ihren aus dem Wasser herausragenden Stelzwurzeln hat die Schwarzerle immer wieder von neuem ausgetrieben.
Wegen des extrem nassen Bodens bleiben Kräuter und Sträucher wie Ohrweide oder Faulbaum größtenteils auf den Wurzelteller um den Erlenstock beschränkt. In den feuchteren Bereichen wachsen Walzensegge, Sumpfdotterblume oder Schwertlilie. Der Grasfrosch hat im gesamten Moor hier seinen einzigen Laichplatz. Auch der Bergmolch wurde schon beobachtet.

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Lebensraum Streuwiese / Pfeifengrasbrache

Im „Prackendorfer und Kulzer Moos“ sind artenreiche Streuwiesen nur noch vereinzelt und sehr kleinflächig zu finden. Für den Artenschutz haben sie herausragende Bedeutung. Der größte Teil ist aber durch Düngung heute in produktive Mehrschnittwiesen überführt worden. Pflegemaßnahmen sollen helfen, die letzten Reste zu erhalten.

Ein Gras, das sich durch seine großen Horste und strahlig nach allen Richtungen abstehenden Halme hervorhebt, ist das Pfeifengras (links). Reizvoll ist vor allem seine braun-rote Herbstfärbung. Sein Name kommt daher, dass man es auf Grund der langen und bis fast zur Wurzelbasis knotenfreien Halme gerne zum Reinigen der früher beliebten langen Pfeifen verwendete. Auch zu Besen sind die herbstlich harten, widerstandsfähigen Stoppeln verarbeitet worden.

Wegen seiner beträchtlichen Konkurrenzkraft duldet das Gras in Brachestadien kaum andere Begleiter neben sich. Vereinzelt können sich mit der Besenheide und der Blutwurz (der Name des alten Hausmittels stammt vom rötlichen Wurzelsaft beim Auskochen) zwei Arten hinzugesellen, die ebenfalls in eher trockenen Moorbereichen vorkommen.

Die Herbstmahd ohne zusätzliche Düngung führte zu einer fortschreitenden Nährstoffverarmung und damit zu immer ertragsärmeren, aber blumenreichen Wiesen. Das Rot der Knabenkräuter (rechts) wird dabei abgelöst vom Gelb der Schwarzwurzel und Arnika. Spät im Jahr entfalten Lungenenzian (links), Teufelsabbiss und Heilziest ihre Blütenköpfe.

Wie diese Arten ist auch das Pfeifengras an den späten Schnitt angepasst. Die Nährstoffe werden schon im Sommer in oberflächennahe bzw. unterirdische Organe zurückverlagert, fallen also der Herbstmahd nicht zum Opfer. Im folgenden Jahr kann der Nährstoffvorrat dann ohne Verluste wieder mobilisiert werden.

Ein interessanter Tagfalter der Pfeifengraswiesen ist der Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Er besticht durch seine besondere Fortpflanzungsbiologie. Nach dem Schlüpfen bohren sich die kleinen Raupen in Blütenknospen des Großen Wiesen-knopfes. 2 - 3 Wochen später und um einiges dicker, lassen sie sich dann wieder aus der Blume fallen. Einige der Raupen werden schließlich von Ameisen gefunden, in deren Nest getragen und wie Eigenbrut behandelt. Nach der Verpuppung schlüpfen im Juli die fertigen Schmetterlinge.

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Quelle: Texte der Tafeln des Moorlehrpfades
Bilder: Markus Kurz